Freitag 19. September 2025

Wann kann der reiche Mann erlöst werden?

Sozialpredigt zum 26. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C
Autorin: Dorothea Schwarzbauer Haupt
Lesung Amos 1a4-7, Evangelium Lukas 16, 19 – 31

In den Versen vor unserem Text steht Folgendes: Jesu kritische Worte zu Reichtum und Besitz hörten auch die Pharisäer, die sehr am Geld hingen. Diese lachten über ihn. Da erzählte Jesus ihnen die gerade gehörte Geschichte vom reichen und vom armen Mann. Man fragt sich: Erstens warum der Reiche und der Arme keinen Kontakt hatten. Der Reiche lebt in Saus und Braus, und bemerkt gar nicht, dass da außerhalb seines Hauses, vor seiner Tür, noch andere, arme Menschen sind. Er lebt in einer geschlossenen Blase würden wir das heute nennen und ist offensichtlich überzeugt, dass das ganz in Ordnung ist. Und der Arme hat offenbar keine Chance sich irgendwie bemerkbar zu machen. Die einzigen, die ihn wahrnehmen sind die Hunde. Die spüren seine Not und lecken seine Wunden. Wir spüren die Ungerechtigkeit dieser Verhältnisse und sie regt auf. Diese beiden Menschen trennt ein offenbar unüberwindbarer Graben durch die Ignoranz des Reichen.


Also wird der Ausgleich dieser Schieflage ins Jenseits verlegt.
Dort wird dieses Unrecht beseitigt, indem dem Armen Gutes widerfährt, der Reiche aber bestraft wird. Das befriedigt unseren Gerechtigkeitssinn.
Doch dann wird es wieder irritierend. Abraham spricht vom unüberwindbaren Graben zwischen Strafort und Himmel. Es stellt sich die zweite Frage: Muss der Reiche ewig büßen und hat keine Chance gerettet zu werden? Das ist problematisch. Wir müssen genau lesen. Denn was der Reiche in der Unterwelt möchte, ist wiederum dasselbe, wie auf der Erde. Um sich selbst kreisend geht es ihm auch dort nur um sein eigenes Wohlbefinden. Keinerlei Einsicht in sein Versagen ist zu erkennen, keine Reue über seine Ignoranz gegenüber dem Armen. Keine Bitte um Vergebung an den Lazarus, dass er ihn einfach hat verrecken lassen. Das ist der unüberbrückbare Graben zwischen ihm und Lazarus, nicht die Unbarmherzigkeit Gottes.


Die Qualen in der Unterwelt sind der Ausgleich, der dem Reichen erfahrbar machen soll, wie das ist, wenn man von allen übersehen wird und keinerlei Hilfe bekommt. Diese Erfahrung soll den Reichen dazu führen, sein Fehlverhalten einzusehen und um Vergebung zu bitten. Solange das nicht geschieht, kann sich seine Lage nicht verbessern, ist Versöhnung nicht möglich.

 

Die Geschichte endet sehr ernüchternd.
Wenigstens seine Brüder will der Reiche jetzt vor der Strafe retten. Damit kreist er nichtmehr nur um sich selbst, bleibt aber doch in seiner Blase und klammert die Armen, um die es eigentlich geht, weiterhin aus.


Abraham verweist ihn auf die Weisung Gottes im Alten Testament. Dort gibt es genügend einschlägige Stellen – eine haben wir in der Lesung gehört – die, wenn man sie beachtet auf den rechten Weg führen können. Dort wird ganz klar ausgedrückt, dass Gott auf der Seite der Armen, Ignorierten und Bedürftigen steht. Dort kann man lesen, dass Vermögende Verantwortung für jene tragen, die es nicht so gut erwischt haben. Es ist ihre Aufgabe für die Bedürftigen zu sorgen. Dort wird gesagt, dass Gott selbst für Gerechtigkeit sorgen wird, spätestens im Jenseits. Die Brüder des Reichen, die von Jesus angesprochenen Pharisäer und auch wir, haben also alles, was wir brauchen, um zu verstehen, dass uns das Schicksal der Armen und Bedürftigen etwas angeht. Und es geht uns auch dann etwas an, wenn wir nicht daran schuld sind, dass es arme und bedürftige Menschen gibt.


Der wichtigste Schritt ist das Wahrnehmen der Not. Sehen, dass da welche sind, die sich nicht helfen können. Mitgefühl aufbringen für jene, die ein hartes Schicksal zu tragen haben. Sich nicht hinter der Ausrede: Da kann man nichts machen, die Verhältnisse sind halt leider so, verstecken, sondern nach Möglichkeiten und Strategien suchen, um die soziale Gerechtigkeit zu verbessern und die Kluft zwischen Arm und Reich zu verkleinern. Dazu möchte uns das heutige Evangelium ermutigen und motivieren.


Wenn wir hierher zum Gottesdienst kommen und dabei immer wieder aus den Heiligen Schriften hören, dass Gott auf der Seite der Armen steht, steigt unsere Chance wahrzunehmen, wer unsere Hilfe braucht. Die Pfarrgemeinschaft kann uns ermutigen Wege des Teilens und der Unterstützung Bedürftiger zu finden und zu gehen. Die Caritas ruft uns immer wieder auf mit den Bedürftigen zu teilen. Wenn wir diesen Ruf hören und zum Handeln kommen, sind wir schon auf der richtigen Seite.

 

Fürbitten
Gott des Lebens, wir bitten dich:


für alle Wohlhabenden, dass sie ihre Verantwortung für das Recht auf ein gutes Leben für alle Menschen erkennen


für jene, die ihre Stimme erheben, damit Arme und Bedürftige gesehen und gehört werden


für alle, die arm, hilflos und bedürftig sind, bei uns und weltweit, dass wir sie wahrnehmen und helfen

für die politisch Verantwortlichen, die gerechte Sozialgesetze beschließen können
für alle, die die Bibel auslegen, dass sie sich nicht um unbequeme Stellen        herumdrücken
für die Gesellschaft, dass das Bewusstsein für das Gemeinwohl wachse und der Egoismus eingebremst wird
für unsere Verstorbenen und ihre Angehörigen


Treuer Gott, du liebst alle Menschen, höre unsere Bitten und stärke unseren Willen zur Veränderung. Amen

 

Sozialpredigt Download
 

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